Als „Vater“ des Krippenbaues in und um Geboltskirchen gilt der aus Ebensee stammende Krippenbaumeister Josef Ahammer, der im Jahr 1999 den ersten Krippenbaukurs in Geboltskirchen mit 8 Teilnehmern abhielt und die hier gebauten Krippen auch gleich in einer Krippenausstellung im Pfarrheim der Bevölkerung präsentierte. Die Begeisterung über die einzigartigen Krippen war so groß, dass ein richtiger Krippenbau-Boom entstand und man am 23. Mai 2003 einen Krippenverein gründete, dem der Gastwirt - und seit 2008 auch Krippenbaumeister - Karl Groiß (Obmann 2008-2020) als Obmann mit ca. 170 Mitgliedern vorsteht.
Als im Jahr 2005 die Chance geboten wurde, eine oberösterreichische Landeskrippenbauschule zu errichten, ergriff man die Gelegenheit beim Schopf, bewarb sich und erhielt den Zuschlag. Dank der großartigen Unterstützung der Gemeinde unter dem damaligen Bgm. Alois Kastner konnte sofort mit dem Ausbau des Dachgeschosses der Volksschule begonnen werden. Schon am 2. Juli 2006 feierte man mit einem großartigen Fest die Eröffnung dieser Landeskrippenbauschule, deren erster Leiter natürlich Josef Ahammer war.
Noch im selben Jahr wurde ein Meisterlehrgang mit acht Teilnehmern abgehalten und im Jahr 2007 die ersten Prüfungen zum Krippenbaumeister abgelegt. Kein Honiglecken, da diese Ausbildung vier Jahre dauert und ein erhebliches Opfer an Freizeit verlangt. So muss der Teilnehmer zwischen den Lehrgängen sein Wissen und Können in den Krippenbaukursen an unerfahrene Krippenbauer weitergeben. Josef Ahammer hat sich danach etwas zurückgezogen und im Jahr 2007 die Leitung der Schule an Krippenbaumeister und Obmann Wolfgang Seiringer, einem Mann der ersten Stunde im Geboltskirchner Krippenbau, übergeben. Josef Ahammer ist am 18. Juli 2020 verstorben. Er und seine Helfer schaffen es, durch ihr Engagement und Können die Geboltskirchner Krippen weit über alle Grenzen bekannt und bestaunenswert zu machen. Gut und gerne 800 Krippen wurden schon gebaut. So mancher kommt davon nicht mehr los und baut zuhause fleißig weiter - bis zu 28 Krippen stehen in so manchem Haus, von denen aber keine verkauft wird, weil jede ein Unikat für sich ist.
50 Krippenbauer stehen Dienstags oder Donnerstags von 19.00 bis 22.00 Uhr an einem der Werktische in der Oö. Landeskrippenbauschule Geboltskirchen und basteln an ihren Kunstwerken. Ob orientalische oder heimatliche Krippen, Wurzelkrippen, Fensterkrippen oder eine neue Krippe für die Pfarrkirche, jeder kann hier seine Vorstellungen umsetzen.
Erfahrene Krippenbaumeister mit ihren Helfern stehen mit Rat und Tat zur Seite. Und wenn so mancher glaubt, seine Krippe bis zur Ausstellung nicht fertig zu bringen, dann wird halt an so manchem Samstag eine Sonderschicht eingelegt. Bis jetzt ist noch jede Krippe fertig geworden.
In der Zeit um den 8. Dezember findet jährlich im Pfarrheim Geboltskirchen die große Ausstellung der Krippenfreunde statt. Es ist dies eine Krippenausstellung der besonderen Art: alle Krippen, die hier ausgestellt werden, sind im selben Jahr in den Krippenbaukursen im Frühjahr und Herbst entstanden.
Aber nicht nur Krippenbau- und Meisterkurse werden abgehalten, so finden auch laufend Hintergrundmalkurse, Krippenfigurenbastelkurse und Schnitzkurse sowie Weiterbildungsseminare für Krippenbaumeister statt. Im Laufe der Zeit soll natürlich das Kurs- und Seminarangebot noch erweitert werden. Besonders erwähnenswert, was das Engagement der Vereinsmitglieder betrifft, ist die Abhaltung von Krippenbaukursen mit den Kindern der umliegenden Volks- und Hauptschulen, die zu Weihnachten wirklich schöne Krippen mit nach Hause nehmen können. Insgesamt werden jährlich ca. 100 Kinderkrippen mit Unterstützung des Krippenvereines gebastelt.
Ganz großen Wert legt der Verein auch auf die Pflege und Erhaltung alter Krippen, so wurden z.B. die Krippen der Pfarrkirchen Altenhof, Andorf und Geboltskirchen unter fachkundiger Leitung renoviert und für die Pfarren Aichkirchen und Kematen am Innbach neue Kirchenkrippen gebaut.
Einen wichtigen Platz im Verein nehmen gemeinsame Veranstaltungen ein. Es werden Vereinsausflüge durchgeführt, an dem jedes Mal ca. 50 Krippenfreunde teilnehmen. Im Mai treffen sich die Krippenfreunde zur Maiandacht, im Juni werden gemeinsam Wurzeln gesammelt und im Herbst mit den Familien gewandert. Natürlich werden auch Veranstaltungen und Ausstellungen anderer Krippenvereine in Österreich und im Ausland besucht.
Im Jahr 2009 kaufte die Gemeinde Geboltskirchen das alte, desolate „Ölerhaus“ und stellte es dem Krippenverein zur Nutzung als Museum, Landesarchiv und Materiallager zur Verfügung. Dieses Haus wurde renoviert und im Zuge der 10-Jahres-Jubiläumsfeier im Jahr 2016 feierlich eröffnet. Seitdem wird es von vielen Besuchern bestaunt und kann die angebaute Scheune zum Lagern der zahlreichen Wurzeln, Holzplatten u.a. verwendet werden.